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Am ersten Tag einer Konferenz kommt zunächst das unvermeidliche Einchecken. So natürlich auch auf der re:publica – immerhin wollten hier fast 5000 Netzaktivisten Zugang erlangen und das sorgte für Schlangen, die teilweise fast 100m lang waren und bis zur Luckenwalder Strasse reichten . Es sei denn, man kam direkt zur Eröffnung um 8:30 Uhr – so wie ich. Keine Schlange, kein Anstehen und die Prozedur war nach 5 Minuten erledigt.

Zeit genug sich das gewaltige Konferenzgelände in Ruhe vor dem Ansturm anzusehen. Besonders gelungen sind die Aufbauten die allesamt aus weißen beklebten Kartons bestehen. Diese wurden zu Mauern, Hinweistürmen, Tischen, Sesseln und Kunstwerken zusammengestellt. Und auf den Bühnen dienten sie als Stage-Design.

Nach einem ausgiebigen Besuch am Stand von “Aktion Mensch” (http://www.einfach-fuer-alle.de/), auf dem Sven Wolfermann mit einem mobilen Open Device Lab barrierefreie Webseiten und Apps vorstellte und erklärte, ging es weiter in die ersten Sessions.

Aber vorher lohnt es sich für den geneigten Leser, einen der Veranstalter Markus Beckedahl im Interview zum Sinn und Zweck der re:public zu anzusehen: http://www.youtube.com/watch?v=u74FnBUWlrI

Am ersten Tag gab es alleine fast 100 Sessions in 11 Stages zu allen möglichen Internet-Themen. Ich will davon drei herausheben, da diese – meiner Meinung nach – besondere Impulse gesetzt haben.

GUNTER DUECK – Aufruf zum metakulturellen Diskurs

Wer jemals das Vergnügen hatte, Gunter Dueck live zu erleben, weiß, daß es in seine Vorträgen immer sehr philosophisch zur Sache geht. Sicherlich keine leichte Kost, doch immer mit einer Briese Augenzwinkern hält Dueck der Netzgemeinde einen Spiegel vor und zeigt, wohin sich diese entwickeln wird.

Den Vortrag gibt es hier bei Youtube zu sehen – ich kann diesen ausnahmslos empfehlen.

Die Beschreibung auf der re:publica Website fasst gut zusammen, um was es in dem Vortrag wirklich ging:

Die aufkommende Wissensgesellschaft wird in eine neuen Kultur münden, die wir jetzt gestalten sollten. Stattdessen wird jedes Tages-Kleinstdetail wieder und wieder aus verschiedenen alten und neuen Kulturblickwinkeln heraus leidenschaftlich befürwortet oder wutbürgerlich abgelehnt. Frommwunschforderungen werden durch ätzende Mühlen gedreht, Fehler der anderen verachtend shitgestormt. Aus solchen Diskussionen entsteht aber kein Diskurs (eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Ziel eines gemeinsamen Weges). Woran leiden wir? Vielleicht sind wir – jeder für sich – zu sehr Gefangene unserer speziellen Denkkulturen. Diese sollen kurz gezeigt und andiskutiert werden – Aufruf zu einem “Blick aus dem Helikopter”

Der Vortrag polarisiert aber auch sehr, wie ein – meiner Meinung nach teilweise verfehlter – Beitrag der Zeit zeigt: http://www.zeit.de/digital/internet/2013-05/republica-gunter-dueck

Ein Interview gibt es hier zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=MTsatr52J9o (schaut mal ganz genau bei 3:30 in den Hintergrund *g*)

JÖRG BLUMTRITT – Algorithmen Ethik

Unser digitales Leben ist von Algorithmen durchzogen. Während der Algorithmus nach der Suche einer Primzahl offensichtlich bei den selben Eingangsdaten die immer gleichen Ausgangsdaten liefert und damit offensichtlich völlig unethisch daher kommt, ist dies beispielsweise bei der Bewertung von Staaten über eine Rating-Agentur komplett anders. Der dahinter liegende Algorithmus ist von denjenigen, die diesen einsetzen, mit einer ethischen Wertung versehen worden. Ist dies eine Offenbarung oder etwa doch ein Overkill? Algorithmen und Big Data prägen uns bereits jetzt und noch deutlich mehr in der Zukunft.

Die BigData Datenflut rollt schon jetzt auf uns zu, völlig unausweichlich. Geschäftsprozesse, Transaktionen, Sensoren, Smartphones, Social Mediau.v.a.m – immer neue Datenquellen tun sich auf. Und diese Daten generieren wiederum neue Daten. Die Folge ist exponentielles Wachstum der erstellten und replizierten Daten.

Gewinner dieser Datenflut werden Unternehmen sein, die diese Daten nicht nur sammeln, sondern die Datenflut vor allem kanalisieren, analysieren und richtig für sich interpretieren und nutzen können.

Die hinter der dynamischen Analyse liegenden automatisierten Algorithmen werden stets performanter, aber auch vermehrt intransparenter. Sie fangen an, Prozesse zu steuern und menschliche Entscheidungen zu beeinflussen. Daher muss die gesellschaftspolitische Frage nach der Ethik der Algorithmen gestellt werden  – mehr denn je zuvor.

DIVERSE – Youtube macht die Stars von morgen

Youtube ist der Blog-Chanel der Zukunft für diejenigen die sich auch selbst darstellen wollen. In dieser Podiumsdiskussion kamen sowohl aktive YouTuber mit bis zu 600.000 Abonnenten, wie auch Sender wie mediakraft  zu Wort. Spannend war es anzuhören, wie es zu diesen YouTube-Celebrities gekommen ist und wie diese mit ihren Fans umgehen.

Ein sehr spannender Foliensatz zum Thema (wenn auch aus der Vorgänger-Veranstaltung: YouTube – zwischen Wildwest und Goldgrube) gibt es hier: https://speakerdeck.com/gugelproductions/youtube-zwischen-wildwest-und-goldgrube

SASCHA LOBO – Überraschungsvortrag “Machen!”

Wem gehören eigentlich die Daten, die die Nutzer in die sozialen Netzwerke posten? Sollten diese nicht wieder zurück zu den Usern kommen, die diese erstellt haben? Der bekannte Blogger und Irokesenträger Sascha Lobo hat mit ein paar Freunden ein Werkzeug namens “reclaim.fm” gebastelt, das den Nutzern etwas Macht zurückgeben soll. Dieses wird in WordPress integriert und kopiert dorthin alle einmal versendeten Daten wieder zurück in das eigene Blog.

Das Plugin gibt es ab sofort für WordPress unter der folgenden Adresse: http://www.reclaim.fm/

Sein Motto: “Holt Euch Euer digitales Leben zurück!”

Fazit

Der erste Tag hat alles Erwartungen erfüllt und macht Freude auf mehr. Ich bin sehr gespannt, wie die beiden weiteren Tage verlaufen und welche spannenden Themen auf mich warten. Es zeigt sich aber schon jetzt – es war ein großer Fehler, die letzten 6 Jahre nicht dabei gewesen zu sein.

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