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Das PM Camp Wien wurde dieses Jahr im 19. Bezirk, im Nordosten der Stadt veranstaltet. Unter dem Motto „Projektmanagement aus allen Perspektiven“ trafen sich ca. 50 ProjektleiterInnen, vor allem aus der IT-Branche, in der kurzweiligen Hitze dieses Sommers, um sich über verschiedene Themen des Projektmanagements auszutauschen.

Nach der Registrierung und einem kurzen Kennenlernen, fing das PM-Camp mit ersten Vorträgen richtig an. Die Wahl zwischen den einzelnen Veranstaltung fiel nicht gerade leicht, da mehrere sehr interessante Themen angeboten wurden.

In der ersten Veranstaltung des Tages referierte Christian Hassa, von Techtalk eindrucksvoll und mit einem gewissen Charme über das Thema „ Build-Measure-Learn: Was macht agile Methoden erfolgreich?“. Am Beispiel einer Software zur Durchführung und Verwaltung einer stiftungsinternen Wahl, erläuterte er die Arbeitsweise in diesem Projekt. Überraschend war vor allem, der Unterschied zwischen dem anfangs bestellten Produkt und dem am Ende Gelieferten. Während des Projekts waren immer wieder Features aufgetaucht, die sinnvoll waren, aber anfangs nicht im Umfang des Produktes enthalten waren. Auch stellte sich heraus, dass mehrere Posten im Endprodukt nicht mehr gewünscht waren. Durch die agile Arbeitsweise in dem Projekt, konnte auf die Bedürfnisse des Kunden eingegangen werden und das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden.

Als kleines Schmankerl gab Christian am Ende des Vortrages noch ein innovatives und wahrscheinlich erfolgreiches Business-Modell zum Besten: Für jedes Projekt bzw. Feature, dass er einem Kunden wegen Überflüssigkeit oder anderen Gründen ausredet, verlangt er 10% Prozent der eingeplanten Auftragssumme. Damit könnte man Reich werden!

Danach wurden keine Vorträge mehr angeboten, sondern Sessions veranstaltet, die auf dem Konzept des Open Space beruhen. Dabei geht es um den Informationsaustausch zwischen den Teilnehmern. Es werden Vorschläge zu interessanten Themen gemacht und diese werden dann ca. eine Stunde diskutiert. Dabei gibt es einen Organisator, den Host, der das Thema dann vorbringt und in der Session den Moderationsanschub gewährleistet. Meist nach kürzester Zeit nimmt die Session führerlos an Fahrt auf und es werden Ratschläge, Fragen und Statements diskutiert.

Die erste Session bezog sich auf das Thema „Schätzungen“. Es entwickelte sich rasch eine anregende Diskussion über die richtige Art Aufwände in IT-Projekten zu schätzen. Viele der Teilnehmer kannten die Problematik der Zeitschätzungen und deren Einhaltung ebenfalls sehr gut. Die wichtigsten Erkenntnisse der Session waren, dass

  •  Schätzungen eben keine Vorhersagen seien, sprich deren Einhaltung meist schlicht unrealistisch ist.
  •  relative Schätzungen meist um einiges genauer sind, als absolute Schätzungen.
  •  die Komplexität einzelner Stories begrenzt werden sollte.
  •  die betriebswirtschaftliche Schätzung von der produktiven Schätzung getrennt werden muss.
  •  Erfahrung die Schätzungen verbessert.
  •  nachschätzen nach einem Drittel des Projekts zu genaueren Ergebnissen führen kann.
  •  „No Estimation“ auch keine Lösung sei

Die nächste Runde hatte den Titel „Was macht einen guten Project Master aus?“. Hier ging die Diskussion um die Eigenschaften und Skills, die ein guter Projektleiter mitbringen sollte. Es stellte sich heraus, dass eine Mehrzahl der Teilnehmer persönliche, soziale Kompetenzen den fachlichen vorzog und diese als wichtiger erachtete.

Am Abend gab es im angeschlossenen Bistro einen gemütlichen Umtrunk. Bei Speisen und Getränken konnten die Unterhaltungen in entspannter Stimmung fortgesetzt werden.

pm_camp_wien

Der zweite Veranstaltungstag begann mit einer kleinen Umdisponierung, da Boris Gloger seinen Beitrag leider absagen musste. Daher erfreute Monika Herbstrith-Lappe die Anwesenden mit – einem zu dieser Uhrzeit überraschendem Elan – ihrem Vortrag „Impuls und Wirkung: Power-Training für ProjektmanagerInnen, Steigende Leistungsanforderungen meistern – erfolgreich in souveräner Leichtigkeit“. Sie stellte dabei die Wichtigkeit heraus im immer stressiger werdenden Umfeld des Projektmanagements, eine positive Einstellung zu behalten und stets kleine Rituale für Ruhepausen und Selbstmotivation zu beachten.

Im nächsten Vortrag stellte Rudolf Greger Erfahrungen mit Designsprints bei einem Projekt zur besseren Information von Mitarbeitern vor. Der Vortrag „GP designpartners: Doing, Not Talking – Mit Designsprints zum richtigen Ergebnis“ behandelte die Umsetzung einer Informationssäule für Mitarbeiter eines Betriebes, die keinen Computer am Arbeitsplatz benutzten. Das Projekt wurde in Sprints vorangetrieben. Nach jedem Sprint wurde der Kunde immer wieder in die Entwicklung einbezogen und konnte so die Entwicklung der Säule maßgeblich und nach seinen Wünschen mit gestalten. Diese sehr eloquent und locker vorgetragene Präsentation verdeutlichte die Möglichkeiten, ein Projekt ohne finale Planung zu Beginn, mit dem Vertrauen und der Einbindung des Kunden umzusetzen.

Die erste Session des Tages hatte die Retrospektive nach einem Sprint, in einem iterartiv geführten Projekt zum Thema. Unter dem Titel „Retro++“ tauschten sich die Teilnehmer über Modelle zur Verbesserung der Retrospektive aus. Dabei kamen auch Motto-Themen für diese Art der Nachbereitung eines Teilabschnittes eines Projekte zur Sprache. Besonders schön waren hierbei sportliche Mottos wie Fußball, Radrennen und Bergsteigen. Ein Sprint ist dann ein Fußballspiel, bei dem es Tore, Fouls, Pässe und Paraden gibt. Auf diese Weise lassen sich wiederkehrende Aufarbeitungsprozesse angenehmer und einfacher gestalten.

Die letzte Session drehte sich um das Thema „Knatsch im Team – Gewaltfreie Kommunktaion“. Der Session-Host erzählte von einem Fall, bei dem zwei Kollegen einen schwelenden Konflikt austrugen und die eingesetzten Mittel nicht zu einer wirklichen Deeskalation der Situation führten. Daraufhin erklärte einer der Teilnehmer die Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation nach einem Buch von soundso. Er stellte die Unterteilung der Kommunikation in die Bereiche Wahrnehmung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte vor. Er schlug die Beachtung dieser Teilbereiche vor, die eine dialog- und vertrauensfördernde Kommunikation wieder möglich machen.

Danach war es mit einer kleinen Verabschiedung auch schon wieder vorbei und ein spannendes PM-Camp war vorüber.

Es war eine informative, denkknotenlösende und angenehme Veranstaltung, die gut organisiert war und Raum bot für persönliche Gespräche, Gruppendiskussionen und spannende Vorträge. Und weil die Stadt an der Donau auch noch gar so schön daherkommt, hoffe ich nächstes Jahr wieder dabei sein zu können.

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